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Spenver Davis Group   *   Hamburg, Starclub, 26.02. 1966

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   Informationen  ( Stand: Februar 2010 )

Davis, Spencer (g, voc, p, org, harm), am 17. Juli 1941 in Swansea, England, geboren, demonstrierte 1965/66 zusammen mit Steve Winwood (p, org, g, vib, dr, voc), Muff Winwood (bg) und Pete York (dr) nachdrücklicher als jeder andere englische Bandleader, daß ein weißes europäisches Rock-Ensemble schwarzen US-Blues kongenial nachempfinden konnte. Besonders Steve Winwoods stimmliche Ray Charles-Adaption (Georgia On My Mind) wurde in der Spencer Davis Group als Sensation empfunden. Der ehemalige Deutschlehrer, an der Birmingham University und an der Freien Universität Berlin ausgebildet, hatte als Amateurmusiker in Folk-Combos und mit Dixieland-Gruppen (etwa den Berliner Spree-City Stompers) gespielt, ehe er 1963 in Birmingham sein Rock-Quartett zusammenstellte. Im Mai 1964 wurde die Group professionell und erzielte in den beiden folgenden Jahren, zeitweise mit Phil Sawyer (g), durch Keep On Running, Somebody Help Me, Gimme Some Lovin', I'm A Man Hitparaden-Erfolge. Als Steve Winwood 1967 ging, um Traffic zu gründen, und Muff Winwood sich für eine Karriere in der Plattenindustrie entschied, holte Davis Eddie Hardin (org, p) und Ray Fenwick (g, bg, voc) in die Band. Diese Formation brachte die LP With Their New Face On hervor, fand jedoch auf der Konzertbühne so wenig Resonanz, daß sich Eddie Hardin und Pete York im Herbst 1968 als Duo Hardin & York selbständig und Platz für Dee Murray (bg), Nigel Olsson (dr) machten, die Spencer Davis Group aber kurze Zeit später zum Aufgeben gezwungen war. Davis zog mit seiner Familie nach Kalifornien, sang in Coffee Houses vornehmlich Folksongs und nahm zusammen mit seinem Birmingham-Folk-Kumpan Peter Jameson (g, voc), einem Ex-Architekturstudenten aus London, das Album It's Been So Long auf. Es enthielt subtile Dialoge auf unverstärkten Gitarren, mißriet aber streckenweise durch Balkan-Gefiedel zu einer unfreiwilligen Parodie auf Puszta-Musik, obgleich der Jazz-Gitarrist Barney Kessel als Begleitmusiker mitwirkte. Trotz so prominenter Studiomusiker wie Harry Edison (flh), Ernie Watts (fl, sax), George Bohannon (tb), Larry Knechtel (p), Jim Keltner (dr) konnte auch die zweite in Los Angeles produzierte Platte Mousetrap nicht voll überzeugen. Nach England zurückgekehrt, gründete Davis im Winter 1972/73 eine neue Band, der neben Ray Fenwick (g), Richard McCracken (bg) auch Eddie Hardin und Pete York wieder angehörten. Zwei LPs wurden produziert, blieben aber ohne Resonanz. Anschließend verdingte sich Davis als freier Producer, machte Promotion für Island Records und spielte gelegentlich mit kaum bekannten Gruppen, darunter den Los Angeles Rhythm Kings. 1984 aktivierte er nach Jahren als Übersetzer von Texten der US Air Force und Navy ins Deutsche sowie in unterschiedlichen Funktionen im Musikgeschäft wieder seine kreative Seite mit dem Soloalbum Crossfire, an dem sich prominente Gäste wie Dusty Springfield und Booker T. Jones (Booker T. and the M.G.'s) beteiligten, unternahm eine Welttournee mit einer eigenen Formation und konzertierte mit Brian Auger, Chris Farlowe, Hall & Oates. Fünf weitere Alben erschienen in den Achtzigern auf kleinen Labels. Live Together (1984), im Club Arche in Freiburg-Waldkirch aufgenommen, vereinigte Davis mit den alten Freunden Colin Hodgkinson (bg, voc), Pete York (dr). 24 Hours (1985) und die in Kalifornien und Japan produzierte Sammlung Greatest And Latest (1986) mit Neuaufnahmen bewährter Titel hatten den Co-Sänger Bobby Crew am Piano. Auf der ungewöhnlich besetzten, in Italien aufgenommenen LP Vibrate (1986) wurde das Gesangsduo Spencer Davis/Debra Dobkin unter anderem von je drei Gitarren und Banjos begleitet. Extremely Live At Birmingham Town Hall vom Juli 1988 war ein Heimspiel mit Farlowe, Hodgkinson, York, Zoot Money (kb, voc) und Miller Anderson (g, voc). Zwei 1994 erschienene LPs enthielten älteres Material: Taking Out Time unveröffentlichte Einspielungen von 1967 bis 1969, Keep On Keeping On Live-Mitschnitte von einer Deutschlandtournee um 1985. The Classic Rock Allstars, ebenfalls 1994, enthielt das Line-Up Jerry Corbetta (g), Mike Pinera (g), Dennis Noda (bg), Pete Rivera (dr), Bobby Fernandez (perc). In den Neunzigern versuchte Davis erfolgreich, Musik und Management zu verbinden. Er leitete eine Künstleragentur in Los Angeles und vermittelte sich selbst rund 200 Gigs pro Jahr. Als Musiker blieb Davis, was nicht gegen sein musikalisches Können spricht, stets im zweiten Glied der britischen Rockmusik. Ohne Steve Winwood hätte er nicht einen einzigen erinnerungswürdigen Song gehabt. Die Songs, die er in den neunziger Jahren aufnahm, sprechen für sich: Just A Gigolo, In-A-Gadda-Da-Vida, Careless Love. Und immer wieder Gimme Some Lovin', I'm A Man, Keep On Running.

 

   LPs auf Fontana:
Sittin' And Thinkin' (1965)
Their First LP (1965)
Beat With Soul (1965)
Second Album (1966)
Autumn '66 (1966)
Spencer Davis Group Featuring Steve Winwood (1967)
   auf United Artists:
Here We Go Round The Mulberry Bush (1967)
With Their New Face On (1968)
Heavies (1969)
It's Been So Long (1971)
Mouse Trap (1972)
   auf Date: Funky (1969)
   auf Vertigo:  Gluggo (1973)
Living In A Back Street (1974)
   auf Allegiance:  Crossfire (1984)
   auf In-Akustik:
Live Together (1984)
24 Hours (1985)
Extremely Live At Birmingham Town Hall (1988)
   auf Pro Acoustic: Greatest And Latest (1986)
   auf Victoria: Vibrate (1986)
   auf Music De Luxe: Keep On Keeping On (1994)
   auf Classic Rock Rec.: The Classic Rock All Stars (1994)
   auf RPM:
Taking Out Time 1967-1969 (1994)
Catch You On The Rebop - Live In Europe 1973 (1995)
   auf Charly: Keep On Running (1994)


Steve Winwood

Die Spencer Davis Group war eine der zahllosen Samstagabendbands die mit leichter Ausrüstung die Clubs abgrasten und den Rhythmus auf den werktags Blues setzten. Stars gab es keine, wen kümmerte schon, wer da spielte, solange sie den unwiderstehlichen Beat drauf hatten, der einem direkt in die Beine fuhr. Das wurde erst anders, wenn die Band eine Single raus und in die Piratensender katapultiert hatte. Und genau das hatten sie. Die Fans schauten sich ihre Band an, und siehe da, keiner war so verrucht wie Stones keiner so Sexy wie die Beatles. Nur einer stach bei näherem Hinsehen heraus: Ein blasser Junge, bescheiden und schüchtern, wenn er
nicht auf der Bühne stand, ein dünnes Kerichen mit dunkelbraunen Augen, das erst an der Orgel zum Leben erwachte, die Lead Gitarre wie ein alter Profi handhabte und mit der schwärzesten Stimme diesseits des Atlantiks gesegnet war. Steve Winwood war gerade 16 Jähre alt, und sein Gesang drang aus jeder Musikbox: Gimme Gimme Some Loving, Keep On Running, I'm A Man...
1966 hinterließen Gitarrist Spencer Davis, Stevies Bruder Muff am Baß und Drummer Peter York, mit Autumn '66 eine der besten Blues-LPs einer britischen Band bis dahin. Sie spielten Klassiker-Interpretationen, so authentisch wie möglich, kein Schnick-Schnack, der reine wahre Blues. Stevie sang seine Version von "When A Man Loves A Woman" so herzergreifend, als hätte er in seinem Teenager-Dasein schon alle, alle Höhen und Tiefen der Liebeslust durchlebt, ein 17-jahriger Blues Man in der traditionellen Oberliga der großen Alten. Mit "Somebody Help Me" hatten sie den inzwischen obligatorischen Hit, doch für Stevie Winwood war es das Schlußkapitel mit der Group Somebody help me yeah .,., jemand mußte ihm da raushelfen. Das Blues-Format war erschöpft, die Lehrzeit zu Ende. Für Stevie war es die erste Synthese, die Wurzeln des Blues, ausgegraben mit einer kompetenten Vier-Mann-Band, zusammengefaßt für eine neue Generation von englischen Kids, für die diese Musik neu und unverbraucht klang. Dann brachen die End-Sechziger-Jahre über England herein, billiges, gutes Hasch gab's an jeder Ecke Londons, die Straßen hallten wider vom Rhythmus der Demonstrationen, die Stones landeten im Knast, Songs mit politischem Inhalt waren angesagt, "but what can a poor boy do / except sing for a rock 'n 'roll band ..." sang Mick Jagger, obwohl er gar kein armer Junge mehr war und die teure Bianca schon in den Kulissen wartete. Steve Winwood ließ das i aus seinem Vornamen fallen und suchte nach einer Band, mit der er Synthese Nummer zwei vollziehen konnte. 'Powerhouse, 'eine Formation mit Eric Clapton, war es nicht. Sie hielt nur drei Monate doch danach kam Traffic. Chris Wood, Jim Capaldi und, später, Dave Mason, mit Steve an der Orgel,an der Gitarre, an den Stimmbändern. Der Hit "Dear Mr. Fantasy" brachte Steve den zweiten Beinamen seiner Karriere, nach "Mozart der Pop-Musik", eine Anspielung auf seinen frühen Ruhm als Tastendrücker. Mr. Fantasy war aber auchProgramm für die Gruppe: Die Vier glaubten nicht an die Veränderungen, die auf der Straße erkämpft werden können. Aber etwas Bewußtseinserweiterung sollte schon sein: Sie setzten voll auf die Phantasie als Quelle, als Ausweg, als positive Kraft. Dabei sprangen sie auf den fahrenden Zug nach Psychodelia, aber das zeigt nur, wie nahe Steve Winwood sein Ohr am Puls der Zeit hatte. Und Traffic legte los, weg vom Blues- Format, hin zu langen Stücken, zu Flöten und Cembalo, zu Akustik-Gitarre und Folk-Jazz, und es war Steve, der die schrägen Töne reinbrachte, die vertrackten Tempi, die ausgeflippten Song-
Titel: "Shanhai Noodle Factory, Something's Got A Hold Of My Toe, Medicated Goo. Doch obwohl er als Komponist, Sänger und Instrumentalist absoluter Mittelpunkt war, konnte sich Steve Winwood nicht als Sprachrohr von Traffic sehen. Die Gruppe hatte zu starke Persönlichkeiten, und Steve konnte (oder wollte) sie nicht führen. Sie gingen fürs erste auseinander. Als nächstes: Synthese Nr. 3. Da kamen zwei Drittel Cream, Eric Clapton und der klapperdürre Ginger Baker, dessen Drogenkonsum Legenden schuf, ein Bassist mit Namen Rick Grech, der vorher bei Family gezupft hatte, und die Idee einer Supergroup wargeboren. Die Supergroup war eine Erfindung der Rock-Presse und bedeutete schlicht: Wenn Leute aus guten Gruppen zusammenspielen, dann entsteht noch bessere Musik. So wurde also eine Supergroup in die Medien gepusht und Blind Faifh installiert. Die Idee funktionierte insofern, als durch den Hype eine ungeheure Nachfrage für die Platte einsetzte. Die erste LP war aber schon die letzte. Unfähig, auch nur einen Teil der völlig überzogenen Erwartungen live, auf der Bühne, erfüllen zu können, ging man nach einer spektakulären US-Tournee wieder auseinander.
Steve Winwood begann, alleine an einer LP zu arbeiten, holte sich dann aber doch Unterstützung bei Chris Wood und Jim Capaldi. Das Ergebnis: Traffic war wiedergeboren, mit der LP John Barkycorn Must Die, die von vielen Fans als beste Traffic Leistung eingestuft wird. Deutlich hört man den Rückgriff auf altenglische Folksong-Traditionen, aber letztlich kann man John Baleycorn nur unter der Rubrik Traffic einordnen.
Der Schwung hielt vier Jahre an, in denen sie zu den populärsten Rockgruppen überhaupt zählten. 1976 dann, als Dave Mason längst eine Solo-Karriere verfolgte und Jim Capaldi ins Steuerexil nach Brasilien entschwand, rief der Japaner Stomu Yamashta einige Musiker aus sehr verschiedenen Bereichen der Rockmusik zusammen, um in Paris die von
Yamashta konzipierte Show mit dem Titel Go aufzuführen. Mike Shrieve, der ebenfalls eine Teenager-Karriere in der Rock-Musik hinter sich hatte (er war der Drummer bei Santana zu Woodstock-Zeiten), steuerte seine Er-
fahrungen mit- Latin-Beat bei, aus Deutschland kam der Synthesi-
zer-Guru Klaus Schulze dazu, und Steve Winwood brauchte man, nicht erst, vorzustellen. Japan, Lateinamerika und deutscher Elektroniksound: In Paris gab es so viele Synthesen, daß von nun an mit der Numerierung Schluß sein muß. Die Begegnung mit Yamashta und Schulze hatte Wirkung: Winwood wendet sich fortan immer mehr der Elektronik zu. Es kommt, wie es kommen muß: Die elektronischen Musikmaschinen und der Tastenkünstler scheinen nur aufeinander gewartet zu haben. Die erste Solo-LP,Steve Winwood 'erscheint. Zwar holt sich der Meister noch Session-Musiker ins
Studio) doch die Richtung wird deutlich: Ein Mann sucht seine Musik alleine. Das Album wird von den Kritikern artig gelobt, der Verkaufserfolg bleibt aus.
Für ;Steve Winwood bedeutet das: Kein Erfolg. Er zieht sich auf seinen Bauernhof zurück, nicht um das Feld zu bestellen oder Schweine zu züchten, auch nicht, um beim morgendlichen Langlauf Energie umzusetzen. Am Landleben gefällt ihm besonders, "daß es im Haus und auf dem Hof immer was zu tun gibt. Ich mag körperliche Arbeit." Doch für einen Vollblutmusiker wieSteve ist das nie Selbstzweck, eher Therapie, denn: "Die Tourneen mit "Blind Faith"
und Traffic warfen mich ganz schon aus dem Gleichgewicht." Als er aus den Basin Street Studios eine gebrauchte Bandmaschine mit 16 Spuren kaufen kann, hat das Landleben eine Richtung: In einem Nebengebäude beginnt Steve, sein eigenes Studio einzurichten. Zeit spielt keine Rolle mehr. Fernab vom Getriebe des Show-Business bastelt er fortan konsequent an ei-
nem neuen Sound und an einer neuen LP, einem wahrhaftigen Solo Unternehmen. Und läßt sich .Zeit. Als dann "Arc Of A Diver" fertig ist, hat er alle Töne auf der Platte selbst eingespielt. Dieser totale musikalische Ego-Trip wurde vonanderen Aktivitäten im Gleichgewicht gehalten: 1978 heiratete er seine amerikanische Freundin, etwa zur gleichen Zeit lernte er den Mann
kennen, mit dem er eine echte Partnerschaft als Song-Schreiber eingehen sollte, Will Jennings. Dessen Anteil darf man keineswegs nur als Textlieferanten sehen. W i n wood: "Im Grunde schreibt er die Worte, ich die Musik, aber wir arbeiten eng zusammen, und manchmal schlage ich Zeilen vor, manchmal wirkt er am endgültigen Sound mit." Die Beziehung scheint zu funktionieren: Waren auf "Arc" noch vier Songs von Jennings, so entstammen auf Talking Back To The Night alle neun der Zusammenarbeit mit dem Lyriker aus Los Angeles der schon für diverse Country-, Pop- und Jazzgrößen den Bleistift spitzte.
Ansonsten geht Steve, vom Erfolg der zweiten LP beflügelt, den Weg des einsamen Musik-Genies konsequent weiter: 1982 spielt er das Instrument "Studio" in Perfektion. Als New Wave-Sänger Adam A n t in einer Rundfunksendung über "Arc Of A Diver" sagte; "Ich weiß nicht, wer der Kerl ist, aber er hat einen tollen Saxophonisten," da fühlte sich Steve geschmeichelt und bestätigt. Denn der Saxophonspieler war er selbst, und der Klang, den An t für ein Blasinstrument hielt, war synthetisch. Bei der neuen LP hat Winwood sein Verhältnis rnit den Musikmaschinen so souverän im Griff, daß er alles im Studio ohne "natürliche" Instrumente erzeugt. Ob das Tambourin "echt" oder elektronisch rasselt? Da würde ich nicht mal mit Adam An t eine Wette eingehen. Der totale Synthetik-Sound also, hergestellt von einem Mann alleine - das gab es vorher schon, Schulze, Vangelis, Oldfield und Kollegen taten das auch. Doch bei Steve Winwood kornrnt die ganze Vergangenheit dazu, die schwarze Soulstimme, die SoloVirtuosität des Organisten, das mehr als durchschnittliche Gitarrenspiel, die ausgefallenen Harmonien aus der Traffic-Zeit, all das kombiniert und mit dem genialen Gespür für das Einfache, Eingängige der Pop-Musik verknüpft. Der eher schwermütige Grundton der LP zeigt deutlich,
daß da viel Einsamkeit bewältigt wurde, aber gleichzeitig drückt die Musik sehr viel selbstbewußte Freude aus, Spaß an der künstlerischen Freiheit, an den eigenen Fähigkeiten als Musiker. Steve Winwood hat im Alleingang Stär-
ke gefunden, hat in seiner Person die gegenwärtigen Strömungen der Rockmusik gebündelt und gibt sie allgemeinverständlich weiter. Der Schlußsong, Therre's A River, eine religiöse Hymne, zeigt, daß Steve Win-
wood seinen Weg bis zum Ende gegangen ist. Es käme nicht als Überraschung, wenn er Jetzt wieder mit anderen Musikern spielen würde. "Talking Back To The Night" ist ein Schlußstrich, ein Zeichen zum Neuanfang. Inzwischen weiß er .auch, von wem die Hilfe kommen soll:, Nicht mehr der "Somebody" von früher. Der zweite Song auf der B-Seite sagt es ganz spezifisch: Help Me An Angel

Steve Winwood

Steve Winwood hat schon immer zahlreiche musikalische Stilrichtungen in seiner Musik vereint. Nimmt man seine einzigartige, zeitlose Stimme
welche übrigens jetzt noch besser klingt als jemals zuvor -, seine langandauernde Liebe zum Rock'n'Blues, seinen zeitgenössischen Soul Groove, eine Anzahl von spirituellen Balladen und seine beachtliche Erfahrung als Rockgroße, mischt dies alles zusammen, so bekommt man als
Endergebnis: JUNCTION 7.
"Junction 7" ist der Titel des neuen Albums dieses Meisters der Musik, dessen Erfahrung und Einfluß nunmehr über 30 Jahre andauern und sämtliche Generationen der Rock, Pop und R'n'B - Fans und Musikmachern anspricht. Es ist ein Album, das Steve Winwood wieder auf Solopfade zurückführt und dennoch von einer exzellenten Besetzung unterstützt wird. Die Co-Produktion wurde von dem amerikanischen Ausnahmekünstler Narada Michael Waiden übernommen; desweiteren kam durch das Album eine erneute Zusammenarbeit mit Steve Winwoods langjährigem musikalisch Gleichgesinnten Jim Capoldi sowie Gastauftrilte von Lenny Kravitz, Nile Rodgers und Des'ree zustande.
Junction 7 ist eine Autobahnausfahrt, die Steve benützt, um zu seinem Zuhause in Gloucestershire zu kommen, wo er zusammen mit seiner
Ehefrau Eugenia lebt, die gleichzeitig Projektmanagerin seines neuen Albums sowie die Co-Writerin von 4 seiner 11 Songs ist. Diese kreative Partnerschafi arbeitete in dieser Form zum ersten Mal zusammen, wobei Steves Ehefrau sich schon seit Jahren um geschäftliche Angelegenheiten kümmert. "Das war das erste Mal, daß wir die Songs zusammen geschrieben haben," sagt Steve und fügt mit einem Lächeln hinzu: "Wir könnten die Anteile an den Verlagsrechten vielleicht im Bett ausarbeiten. Winwood erinnerte sich an seine Zusammenarbeit mit Walden an einem All-Star-Tribute-Album für Curtis Mayfield anläßlich der Grammy Awards 1994. Als er dann mit der Planung von "Junction 7" begann, lud er Narada zu einer "Probewoche" nach England
ein. Dabei entstand sofort eine kreative Übereinstimmung zwischen den beiden Musikern. In Steves Netherturkdonic Studios machten sich Steve und Narada an die Arbeit zu einem Projekt, bei dem sie tatsächlich eine Art "Kreuzung" fanden - acht der elf Tracks wurden von beiden zusammen verfaßt. "Ich wollte mit einem Co-Producer zusammenarbeiten, der ebenfalls
Musiker ist", sogt Steve. "Er hat sogar einen breiteren, umfassenderen Background als ich, angefangen vom Mahavishnu Orchestra und Weather Report über komplizierten Jazz bis hin zu Withney Houston. Mich findet man irgendwo dazwischen wieder.•

unction 7" strahlt mit einer gewinnenden Kombination von diversen Musik-Stilen, vereint mit kraftvollen Grooves und positiven Emotionen. "Spy In The House Ot Love" eröffnet das Album im Schnellgang, ein klassisches durch Winwoods würzige Gitarrenarbeit betontes Rock-Rhythmus-Stück
Die wunderschöne spirituelle Ballade "Angel Of Mercy" unterstreicht sein famoses Können nicht nur an der Gitarre, Sondern auch an der Hommond Orgel. Lenny Kravitz steuerte die Gitarre zu dem gefühlvollen "Let Your Love Come Down" bei, das Resultat eines Backstage-Treftens nach Lennys Show In der Wembley Arena im März 1996. "Lenny hat eine einzigartige stimmliche Ausstrahlung", sagt Steve, und das spiegelt sich in diesem Stück wider." Ein weiteres Highlight aus dem neuen Album ist das lateinamerikanische Stück "Got To Get Back To My Baby', zu dem Winwood durch seine Liebe zu kubanischer Musik und Rhythmen inspiriert wurde. Dieser Track wird durch die Mitwirkung vieler kubanischer Musiker zu einem Glanzstück.
Dazu beigetragen haben unter anderem Walfredo Reyes am Schlagzeug, dessen Vater Walfredo Reyes sen. an den Timbales und sein Bruder an den Congas. Winwood selbst arrangierte den Killerhorn-Part zusammen mit Rebecca Mauleon-Santana, die das Klavier übernahm. Ich war schon immer sehr von kubanischer und Salsa-Musik begeistert", meint Steve, "und hier ergab sich die günstige Gelegenheit, mit diesen großartigen Musikern zusammen zu spielen und etwas Neues auszuprobieren." Mit "Just Wanna Have Some Fun" ist Steve Winwood ein schwungvolles Dance-Slück gelungen, wohingegen "Plenty Lovin'" ein sexy und gefühlvoll gesungenes Duett mit Des'ree darstellt. "Sie verfügt über eine sensationelle Stimme, die ganz wunderbar zu diesem Song paßt. Sie hat wirklich tolle Arbeit geleistet", so Steve. Abgerundet wird das Album mit dem jazzigen "Lord Of The Street", welches Naradas großen Jazz-Background und Steves langjährige Erfahrung mit der Band Traffic deutlich macht. Die einzige Cover-Version auf dem Album läßt eine ergreifende Geschichte wieder aufleben: Im April 1996 arbeitete Steve zusammen mit Nile Rodgers - ein wahrer Gigant unter den R'n'B-Producem - in Japan an einem "Producer Showcase" - Special. Die beiden kannten sich noch aus der Zeit, in der Rodgers bei Winwoods Nummer 1-Hit in den USA "Higher Love" im Jahre 1986 mitwirkte; zur Show geladene Kolleginnen und Kollegen von Rodgers luden weitere seiner berühmten Freunde wie zum Beispiel Sister Siedge, Simon Le Bon und die wiedervereinten Chic ein. Nicht zu vergessen natürlich auch Rodgers langjährigen Produktionspartner Bemard Edwards. "Bemard führte getonnt durch die gesamte Show, legte sich danach schlafen und war am nächsten Morgen einfach tot", erzählt Steve, Ich persönlich kannte ihn nicht besonders gut, aber er war Niles ein Leben lang ein guter Freund gewesen, und somit saß dieser Schock allen an der Show beteiligten tief in den Knochen.' Die traurige Nachricht von Edwards Tod veranlaßte Steve zu einer mit tiefem Respekt aufgearbeiteten Cover-Version des Sly And The Family Stones - Klassikers "Family Affair". Die Rhythmusgitarre spielte kein Geringerer als Nile Rodgers. "Wir arrangierten dieses Stück in einem neuen moderneren Stil und widmeten es Bernard." Das neue Album trägt unter anderem auch deswegen den Titel "Junction 7", weil dieser Longplayer bereits das siebte Solowerk in Winwoods langandauemder Karriere darstellt.

Eine Karriere - wie alle Winwood-Fans sicher wissen -, die im Jahre 1963 begann, als er im Alter von 15 Jahren seine ersten Schritte in Richtung Musik bei der aus Birmingham stammenden R'n'B-Combo "The Spencer Davis Group" unternahm. Eine Reihe von internationalen Superertolgen folgte, darunter unter anderem auch "Somebody Heip Me" und "Gimme Some Lovin"'.
Im Jahre 1967 verließ Steve die bereits zu einer in der britischen Popszene gigantischen Größe mutierte Band, um seinem Wunsch, neue Wege im Rockbereich zu beschreiten, nachzugeben. Seine ersten Erfahrungen dahingehend machte er mit Eric Clapton in der stellaren, aber sehr kurz-
lebigen Band "Blind Faith", danach traf Steve auf die Formation "Traffic", deren musikalischer Einfluß sich heute mehr denn je in der Musik der
späten 90er-Jahre-Künstler wie Paul Weiler, Kula Shaker und vielen anderen wiederfindet. Traffic schloß im musikalischen Bereich eine Lücke, an die keine
andere Band auch nur annähernd herankommt, indem sie solche Albumklassiker wie "Mr. Fantasy" - welches übrigens Ende 1997 seinen 30. Geburtstag feiern wird -, "John Barleycom Must Die" und "The Low Spark Of High Heeled Boys" produzierte. Traffic war bis zu seiner Entscheidung Mitte der 70er Jahre, eine Solokarriere zu starten, Winwoods musikalische Heimat.
Diesen Sommer sind nunmehr 20 Jahre ins Land gezogen, seit Steve Winwood den Beginn dieser neuen Ära einläutete - zwei Jahrzehnte, in denen seine kommerziellen und kreativen Errungenschaften so gut wie keine Grenzen kannten. Angefangen von dem von Kritikern hochgelobten ersten Solo-Album und dem 1981 veröffentlichten "Arc Of A Diver" (ein Solo-Kraftakt featuring "While You See A Chance") über dem mit einem dreifachen
Grammy und mehrfach mit Platin ausgezeichneten, starbesetzten "Back In The High Lite" mit den daraus ausgekoppelten Hitsingles "Higher Love" und dem Titeltrack bis hin zu seinem gefeierten R'n'B-Werk "Roll With lt".

Nach dem 1990 erschienenen "Refugees Ot The Heart" und einigen dieses Album unterstützenden - umfangreichen internationalen Tourneen unterbrach Winwood seinen "Solo-Trip", um zusammen mit seinem früheren Kollegen bei Trafflc und Songschreiber Jim Capaldi an "Far From Home" zu arbeiten. Auch dieses erste neue Traflic-Album nach über 20 Jahren Pause wurde durch zahlreiche Live-Aultritte unterstützt, unter anderem auch auf dem "25 Jahre Woodstock" - Festival und zusammen mit Jerry Garcia And The Greatiul Dead auf deren letzter Tour durch die Vereinigten Staaten. "Ich hatte während der Produktion der letzten Traffic-Alben den Eindruck, daß Traffic und Steve Winwood zu sehr zusammengewachsen waren", erklärt er. "Das war der Grund, weshalb ich mich dazu entschloß, zwei völlig eigenständi-
ge Wesen zu bilden: zum einen Traffic und zum anderen Steve Winwood on his own. Mit Traffic kann ich Dinge ausprobieren, die als Solokünstler leider nicht möglich sind. Obwohl die Arbeit mit der Band etwas weniger geworden ist, werde ich trotz meiner Solokarriere damit weitermachen. Es macht mir Spaß, mit Jim zusammenzuarbeiten und egal, ob es sich um die Musik an sich oder das Texte schreiben handelt - ich werde immer wieder von ihm und durch
ihn inspiriert." Zusätzlich zu seiner eigenen steilen Karriere ist die Liste der Künstler, mit denen Steve gemeinsame Sache gemacht hat, beeindruckend.
Abgesehen von den bereits oben genannten sind Stars wie Sonny Boy Williamson, T-Bone Walker, Memphis Slim, Jimmi Hendrix, Marianne Faithful, James Brown, Howlin' Wolf, Etta James, Christine McVie, Billie Joel, George Harrison und - erst kürzlich - Paul Weiler zu nennen. Im Moment bereitet sich Steve Winwood - bewaffnet mit seinem neuen Album "Junction 7" und der ersten Single "Spy In The House Of Love" - auf eine umfassende Europa- und USA-Tour vor, die mit den damaligen Clubauftritten mit Spencer Davis zu vergleichen ist. bei welchen er seinem Ruf als Wahnsinnsstimme alle Ehre machte. "Ich denke, es wird mir großen Spaß machen, zur Abwechslung mal wieder in einigen Clubs zu spielen. Ich habe das schon ewig nicht mehr gemacht. Besonders diese neue Scheibe strotzt nur so vor Energie. Es gibt mir ein bißchen das Gefühl wie in alten Zeiten." Bei seinen Live-Auftritten hat sich Winwood immer als vollendeter Multi-lnstrumentalist hervorgehoben. Dennoch wird er nie müde, nach neuen Herausforderungen zu suchen und sich selbst immer wieder neue Ziele zu stecken - und das alles mit einer
Ungezwungenheit, wie es in einer Zeitungskritik nicht besser hätte formuliert werden können: "Winwoods Spaß an der Musik steckt an."

Discografie Steve Winwood:

1971 WinwoodUnited Artists / 1977 Steve WinwoodMobile / 1981 Arc of a DiverIsland/ 1982 Talking Back to the NightIsland/ 1986 Back in the High Life Island/ 1988 Roll with ItVirgin/ 1990 Refugees of the HeartVirgin/ 1997 Junction SevenVirgin/ 1972 Winwood & FriendsSpringboard/ 1987 ChroniclesIsland/ 1995 The Finer ThingsIsland/
1996 Keep on RunningIsland/ 1999 20th Century Masters - The Millennium...Polygram

 Obiger Text wurde entnommen aus:  Laut.de   Layout by JR-Project 

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