Pickett, Wilson (voc), am 18. März 1941
in Prattfield, Alabama, geboren, war ein
Soul-Interpret, über den Kritiker
Joachim von Mengershausen schrieb:
"Seine Stimme ist hart, aggressiv und
angestrengt; sie bindet die Töne kaum
mehr, zersprengt ihre Folge, stößt die
Rudimente aus - Pickett hat dem Soul die
letzten Spuren von Onkel
Tom-Freundlichkeit und Demut genommen,
hat ihn gewissermaßen zerrockt."
In Detroit aufgewachsen, sang er
zunächst in Kirchenchören und
Gospelgruppen; 1959 wurde er Mitglied
des R&B-Vokalensembles The Falcons, mit
dem er 1962 (auf Lu-Pine Records) den
Hit I Found A Love landete, der ihn für
eine Solokarriere reif machte. Nach den
Erfolgssingles If You Need Me (später
von den Rolling Stones interpretiert),
It's Too Late, I'm Down To My Last
Heartbreak schloß er 1964 einen Vertrag
mit der führenden Soul-Firma Atlantic.
Auf der sorgfältig zusammengestellten LP
The Best Of Wilson Pickett wurde die
musikalische Entwicklung vom
Gospelsänger zum Soulman vorbildlich
dokumentiert. 1965/66 nahm Pickett seine
von einem hochkommerziellen Verständnis
für die Ghetto-Mentalität getragenen
Atlantic-Platten in den Stax-Studios von
Memphis mit den dortigen Begleitmusikern
auf. Anschließend wählte er die
rustikaler arbeitenden Soul-Werkstätten
in Muscle Shoals, Alabama (Fame Record
Studios), als Produktionsort. Überall
brachte er Volltreffer mit Millionen-
oder annähernd Millionenumsätzen hervor:
In The Midnight Hour, Don't Fight It,
634-5789, 99 1/2 Won't Do (1965/66),
Land Of 1000 Dances, Mustang Sally,
Everybody Needs Somebody To Love (1966),
I Found A Love, Funky Broadway, Stagger
Lee (1967), She's Looking Good, I'm A
Midnight Mover, Hey Jude (1969), Sugar,
Sugar, Engine Number Nine (1970), Don't
Let The Green Grass Fool You, Don't
Knock My Love, Fire And Water (1971).
Auf der Bühne wirkte die Show des
"cleveren Seelenverkäufers kältesten
Wassers" (Werner Burkhardt), der sich in
seinen besten Momenten total verausgaben
konnte, gelegentlich emotional leer und
nur noch routiniert. Da er den Weißen
jegliches Verständnis für Soulmusik
absprach, dosierte er sein Engagement je
nach der rassischen Zusammensetzung des
Publikums - getreu seiner Erkenntnis "There's
all kinds of ways to trick whitey" (Es
gibt eine Menge Tricks, die Weißen zu
übervorteilen). Im Januar 1973, als
seine Atlantic-Umsätze zurückgegangen
waren, machte er mit dem weißen
Weltkonzern RCA einen Vertrag und schloß
sich Anfang der achtziger Jahre der
europäisch kontrollierten Firma EMI
America an. Kein Wunder, daß die
Rock-Chronisten Hardy und Laing
urteilten, der verruchte "Wicked Pickett"
habe sich verwandelt "in einen schwarzen
Tom Jones". Die frühere Aggressivität
seiner Bühnenshows tobte er nun hinter
dem Vorhang aus. Er verprügelte Manager
und Musiker, wurde wegen Nötigung mit
einer Schußwaffe verhaftet, brach
Tourneen ab und landete nach
Handgreiflichkeiten mit seinen Musikern
auch mal im Krankenhaus. 1987 nahm sich
die Plattenfirma Motown des American
Soul Man (LP-Titel) an. Eine Neufassung
von In The Midnight Hour schaffte es in
Großbritannien noch einmal bis zur
Charts-Position 72 - für Motown nicht
hoch genug. Als sein Vertrag nicht
verlängert wurde, ergab sich Pickett
gänzlich dem Alkohol. Im Januar 1992
mußte er auf gerichtliche Anordnung
wegen Mietrückstandes sein Haus in
Englewood, New Jersey, verlassen und
verletzte eine Woche später im Suff den
86jährigen Pepe Ruiz lebensgefährlich
bei einem Autounfall. 1993 wurde er
deswegen zu einem Jahr Gefängnis und
einer fünfjährigen Bewährungszeit
verurteilt. Kaum entlassen, kam er im
April 1996 erneut in Haft. In seinem
Apartment war Kokain gefunden worden.
Unter dem Einfluß der Droge hatte er
seine Freundin blutig geschlagen. Donald
Aronson, Bürgermeister von Englewood:
"Ich habe immer gesagt, Wilson Picketts
schlimmster Feind ist Jack Daniel."
Seine Freunde hatten ihn in diesen
schlimmen Jahren mehrfach geehrt: 1991
wurde er in die Rock and Roll Hall of
Fame aufgenommen, 1993 verlieh ihm die
R&B Foundation ihren Pioneer Award.
Unter dem seufzenden Titel It's Harder
Now veröffentlichte Pickett 1999 sein
erstes Album seit mehr als einem
Jahrzehnt. |
H i s t o r i s c h e D i s k o g r a
f i e : |
LPs (Auswahl)
auf Double:
It's Too Late (1963)
auf Atlantic:
Saturday Night At The Uptown (1964)
In The Midnight Hour (1966)
In The Exciting (1966)
The Wicked Pickett (1966)
The Sound Of W. P. (1967)
The Best Of W. P. (1967)
I'm In Love (1968)
The Midnight Hour (1968)
Great Hits (1969)
Hey Jude (1969)
Right On (1970)
In Philadelphia (1970)
Best Of W. P. Vol. 2 (1971)
Don't Knock My Love (1971)
Greatest Hits (1972)
auf RCA:
Mr. Magic Man (1973)
Tonight I'm My Biggest Audience (1973)
Miz Lena's Boy (1973)
Pickett In The Pocket (1974)
Live In Japan (1974)
Join Me And Let's Be Free (1975)
Keep The Dream Alive
auf Trip:
Wickedness (1971)
auf Wand:
Great Hits (1968)
auf EMI:
I Want You (1979)
Right Track (1981)
auf Big Tree:
Funky Situation (1978)
auf DJM:
Peace Breaker (1975)
auf Motown:
American Soul Man (1987)
auf Rhino:
A Man And A Half - Best Of (1993)
It's Harder Now (1999) |
Geboren |
18. Mar 1941 |
|
Gestorben |
19. Jan 2006 |
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