MAMA BETTY'S BAND wurde im
Oktober 1959 als MAMA BETTY´S
SKIFFLE GROUP in Hamburg -
Eidelstedt gegründet. Zunächst
noch mit Gitarre, Teekistenbaß,
Waschbrett und Schlagzeug
besetzt, spielte die Band schon
damals zusätzlich zum
herkömmlichen Skiffle -
Repertoire die neuesten Hits von
Radio Luxemburg. Im Januar 1960
fand im 'Tanzcafé Lilo' der
erste öffentliche Auftritt
statt. Im Februar durften die
MAMA BETTYS als einzige Skiffle
Group am Rock'n'Roll -
Städtewettkampf Hamburg /
Bremerhaven im KAISERKELLER auf
der Großen Freiheit teilnehmen,
bei dem sie derart gut
abschnitten, daß BRUNO
KOSCHMIDER sie für sein JAZZ
HOUSE im selben Gebäude
engagierte.
Im März belegte die Band,
diesmal in erweiterter
Besetzung, beim Wettkampf der
Hamburger Skiffle Groups in der
Festhalle A von 'Planten un Blomen' vor 3000 Zuschauern den
zweiten Platz. Nach zahlreichen
Umbesetzungen, gelegentlichen
Namensänderungen (MAMA BETTY´S
SKIFFLE - und ROCK BAND, MAMA
BETTY´S ROCK BABIES, MAMA
BETTY´S TWIST BAND) , Auftritten
im Norddeutschen Rundfunk und
Gastspielen in 'allen bekannten
Tanzlokalen und Jugendheimen von
Kiel bis Hannover' sowie (in den
Ferien) Tourneen durch
Österreich und die Schweiz, nahm
MAMA BETTY´S BAND im Februar
1963 am ersten STAR CLUB -
Wettbewerb teil, bei dem sie,
knapp hinter den RATTLES, den
zweiten Platz belegte (siehe THE
HAMBURG SOUND / BEAT BAND BATTLE).
Kurz nach diesem Erfolg der
Gruppe schied der Gründer GERD
IMHOLZ aus, blieb aber bis heute
(!) als deren Manager tätig.
Nach einem kurzen 'Gastspiel'
des Schlagzeugers REINHARD 'DICKY'
TARRACH, der danach zu den
RATTLES ging, kamen im Frühjahr
1963 der indonesische Drummer
JOHANNES 'JONKY' PELUPESSY (Ex-WARRY
& HIS JUMPING JACKS) und der
Sänger ALFRED 'FREDDY' KOLOSSOW
(Ex-THE RUMBLES) in die Band.
FREDDY
KOLOSSOW: "Als ich zum
vorsingen kam, standen da
zwanzig Leute, die sich
ebenfalls bewerben wollten,
darunter PETER OCKERMANN von den
SCREAMERS. Das paßte mir nicht.
Frech wie ich war, hab' ich zum
GERD IMHOLZ gesagt, 'Entweder du
läßt mich jetzt gleich 'ran,
oder ich geh' wieder nach
Hause.' Da hat er die anderen
erst mal beiseite gedrängt und
ich hab' vorgesungen. Drei
Titel: 'Just Like Eddie', 'C'mon
Ev'rybody' und 'Save The Last
Dance For Me'. Innerhalb von 10
Minuten war die Sache geklärt.
Sie haben mich genommen. Das war
auf'm Mittwoch. Am Freitag war
unser erster Auftritt bei 'Carl
Miosga'. Ohne Probe. Samstag im
'Tivoli' in Heide, Sonntag war'n
wir im Barmstedter Hof. Nach den
ersten drei Terminen ging's dann
ans Üben. Die Geschichte hat
sich für mich sechseinhalb Jahre
hingezogen, bis Herbst 1969..."
In der Besetzung FREDDY KOLOSSOW,
Gesang, HANS GERDES, Gitarre,
Gesang, PETER SCHLICHTING,
Gitarre, Gesang, HERMANN
OSTERNACK, Baß, Gesang, JONKY
PELUPESSY, Schlagzeug, Gesang,
entstand der für MAMA BETTY'S
BAND typische 'Beach - Boys -
Sound', der sie die nächsten
Jahre über so erfolgreich sein
ließ.
Das 'saubere' Image der Gruppe
(kurze Haare, einheitliche
Kleidung von HEINEMANN,
Kastanienallee) trug dazu bei,
daß MAMA BETTY'S BAND ihre
(natürlich) von SIGI E. LOCH
produzierten Schallplatten im
Fernsehen präsentieren
'durften'. 1964 in der
'Drehscheibe', 1965 unter
Mitwirkung von Organist FRANK 'PIGGY'
JARNACH, der nur ein Vierteljahr
lang blieb, in der 'Aktuellen
Schaubude', deren Moderatorin
Karin von Faber folgerichtig
bemerkte: "Im Gegensatz zu den
meisten Beatgruppen zeichnet
sich die Band durch gepflegtes
Aussehen aus...".
Obwohl MAMA BETTY'S BAND nie ins
Profilager wechselte, verfügten
ihre Mitglieder doch über einen
beachtlichen musikalischen
Standard. So wirkte Bassist
HERMANN OSTERNACK am 21. Juli
1964 beim legendären STAR CLUB -
Auftritt der Sängerin MILLIE in
der von KLAUS DOLDINGER
geleiteten Begleitband mit. MAMA
BETTY'S BAND war ohnehin als
einzige Amateurband jahrelang
fester Bestandteil der TOP TEN /
STAR CLUB - Szene, wo sie
meistens an Wochentagen auftrat,
weil am Wochenende die Gage in
der Provinz besser war' (GERD
IMHOLZ).
FREDDY
KOLOSSOW: "Durch den
Harmoniegesang waren wir was
Besonderes. HANS BUNKENBURG, der
Geschäftsführer vom STAR CLUB,
der hatte einen Narren an uns
gefressen. Es gab da immer so
eine Art internen Wettstreit
zwischen den HIFIS und uns. Die
spielten ja auch 'Sloop John B.'
und so. Ich mein', die HIFIS
waren natürlich vom Stage Act,
von der Bühnenarbeit her,
weitaus besser als wir, sie
waren ja auch Profis, aber wir
haben mal im Rahmen einer
Session gemeinsam 'Good
Vibrations' gebracht, das war so
was von tierisch, die Leute
haben getobt!"
Nach FREDDYs Ausscheiden setzte
die Band mit PETER HELD und
HEINZ PIMMER, der von 1962 bis
1965 den SCREAMERS angehört
hatte, ihre Karriere fort. 1974
stieg für PETER HELD die
Sängerin MARIANNE WERNER ein.
Mit 1975 kam das Unglücksjahr
für MAMA BETTY'S BAND. Bei einem
Autounfall auf der Rückfahrt von
einem Auftritt kam MARIANNE
WERNER ums Leben, HANS GERDES
und WERNER OSTERNACK wurden
lebensgefährlich verletzt und
lagen monatelang im Krankenhaus.
Am 23.12.1975 wurde JONKY,
ebenfalls nach einem Unfall, das
linke Bein amputiert. Dennoch
spielte er später wieder
Schlagzeug, unter anderem mit
FREDDY bei dessen BEACH BOYS
FRIENDS. 1977 wurde unter dem
Namen MAMA BETTY'S BAND eine
völlig neue Formation gegründet,
die sich in kurzer zeit einen
Namen als Tanz- und Galakapelle
machte.
FREDDY KOLOSSOW gab 1969
zunächst einmal die Musik auf,
wurde aber schon nach einem
Vierteljahr wieder 'rückfällig',
indem er sich den ENTERTAINERS
anschloß, aus denen sich die
TRANSCONTINENTAL SHOWBAND
entwickelte, der er sechs Jahre
lang angehörte. Sommer bis
Sylvester 1975 sang er dann
nochmals bei MAMA BETTY'S,
danach ein Vierteljahr bei
ROCKOKO, dann, von 1976 bis 1981
bei der RENTNERBAND. Er ist nach
wie vor als Sänger tätig.
PETER SCHLICHTING ist Optiker,
HERMANN OSTERNACK Lehrer, HANS
GERDES arbeitet im Gaststätten -
Service. Alle treten
gelegentlich unter dem Namen
MEMORIES gemeinsam mit anderen
ehemaligen MAMA BETTY'S -
Mitgliedern auf. JONKY, der
seinerzeit in Süderstapel als
'Der schwarze Star - aus Afrika'
angekündigt worden war, lebt
wieder in Holland.
Gerd Imholz
('Mama Betty's Band'): "Wir
hatten drei Reisebusse
gechartert, um unsere Fans aus
dem Umland, unter anderem aus
Soltau, Elmshorn und Barmstedt
heranzuholen, sodass allein 150
- 200 Leute mit diesen Bussen
angereist waren.
Die Mehrheit der Leute war
wirklich auf unserer Seite. Wir
haben ganz klar den groessten
Beifall gehabt, den live waren
wir praktisch nicht zu schlagen.
Die 'Rattles' hatten zwar
logischerweise auch ihre Fans,
aber durch unsere Beach - Boys -
Musik und den Skiffle, wir haben
ja damals sehr viel Skiffle
gemacht, haben wir sehr viele
Leute auf unserer Seite gehabt.
Bei diesem Wettbewerb, das ist
hundertprozentig klar durch
mehrere Zeugenaussagen von Fans
belegt, verschwanden die
Stimmzettel, die für 'mama
Betty's Band abgegeben wurden,
in den Taschen der Kellner. Es
wurde nur ein ganz geringer Teil
davon ausgezählt. Es ist ganz
klar, dass wir den Wettbewerb
mit grossem Vorsprung gewonnen
haben.
Wir hatten kein Interesse, gross
für den Star Club auf Tournee zu
gehen, es war ja klar, dass der
Gewinner einen
Schallplattenvertrag bekommen
und für den Star Club auf
Tournee gehen sollte, weil wir
ja alle berufstätig waren. Es
wird auch behauptet, das kann
ich allerdings nicht beweisen,
dass Weissleder, bevor der
Wettbewerb abgelaufen war,
bereits einen Vertrag mit den
Rattles gemacht hat."
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