Jefferson Airplane/Starship,
am 13. August 1965 im
Popmusik-Lokal Matrix an der
Fillmore Street von San
Francisco gestartet, war in
der zweiten Hälfte der
sechziger Jahre die
unbestrittene Top-Gruppe des
psychedelischen Acid Rock.
Ihr Stück Runnin' Round This
World verherrlichte "den
phantastischen Spaß eines
Geschlechtsakts unter LSD"
(Sänger Marty Balin); ihr
Hit White Rabbit besang eine
Alice im Drogen-Wunderland:
"One pill makes you larger,
one pill makes you small,
and the ones that mother
gives you don't do anything
at all. Go ask Alice when
she's ten feet tall ... Feed
your head."
Zu komplexen Klangstrukturen
und aufregenden
Polyrhythmen, wie man sie
noch in keiner Massenmusik
vernommen hatte, fütterten
die Airplane-Musiker die
Köpfe ihrer Fans mit
Sex-Allegorien,
Science-fiction-Phantasien,
Umsturz-Propaganda und
Drogen-Poesie. 1967
verkündete die Sängerin
Grace Slick: "Es spielt
keine Rolle, was die Texte
sagen; unsere Lieder
bedeuten alle dasselbe: Seid
frei, frei in der Liebe und
frei im Sex."
1969 hieß es im Text We Can
Be Together auf der LP
Volunteers: "Wir sind
Außenseiter in den Augen
Amerikas. Wir stehlen,
betrügen, lügen, fälschen,
verstecken Rauschgift und
handeln damit, um zu
überleben. Wir sind obszön,
ungerecht, scheußlich,
gefährlich, dreckig,
gewalttätig und jung. Wir
sind die Vollstrecker von
Chaos und Anarchie. Alles,
was man über uns sagt, sind
wir wirklich."
Durch ihre artifizielle
Musik, ihre aggressiven
Songtexte und ihren
zügellosen Lebensstil
beeinflußte die Gruppe wie
kaum eine zweite die
Mentalität der
amerikanischen
Großstadtjugend. Jefferson
Airplane war die erste San
Francisco-Band mit einem
lukrativen
Schallplatten-Vertrag (bei
RCA Victor), die erste mit
weltweiten Hits (Somebody To
Love, White Rabbit), die
erste, die mit
psychedelischen
Grafik-Posters den neuen
kalifornischen Jugendstil
verbreitete. Weil ihre Firma
obszöne Textstellen auf den
LPs unverständlich gemacht
hatte, gingen die Musiker
vor Gericht, setzten auf
Volunteers die Wörter shit,
fuck und motherfucker durch
und gründeten 1971 ihre
eigene Plattenmarke Grunt. "Fly
Jefferson Airplane", hatte
Donovan schon 1966 gesungen.
"Jefferson Airplane ist ein
Schiff", schrieb 1971
"Rolling Stone", "das seine
Passagiere zu den
revolutionären Phantasien
ihrer eigenen Gehirne
trägt." Auf der ersten LP
Takes Off waren noch die
Sängerin Signe Tole Anderson
und der Schlagzeuger Alex "Skip"
Spence zu hören. Nach deren
Ausscheiden blieb die
Besetzung jahrelang
konstant: Marty Balin (g,
harm, voc), am 30. Januar
1944 in Cincinnati, Ohio,
geboren, und Paul Kantner (voc,
g, bj), am 12. März 1943 in
San Francisco geboren, kamen
aus der kalifornischen
Folk-Szene. Jack Casady (bg),
am 13. April 1945 in
Washington, D.C., geboren,
sowie Spencer Dryden (dr, g,
vib), am 7. April 1944 in
New York geboren, kamen vom
Jazz. Jorma Ludwik Kaukonen
(g), am 23. Dezember 1942
als Sohn eines Diplomaten in
Washington, D.C., geboren,
Soziologie-Absolvent der
Santa Clara University,
spielte ursprünglich Blues.
Gemeinsam umgaben sie die
metallische Stimme von Grace
Slick (voc, p) mit einem
unerhört dichten Geflecht
stets aufeinander bezogener
Ton-Arabesken und
Klangmuster. Bestes
Beispiel: die LP After
Bathing At Baxter's, deren
abstrakte Songtexte (Rejoyce,
Spare Chaynge) der Prosa des
irischen Schriftstellers
James Joyce nachempfunden
waren. Um 1970 zerbröselte
der Gruppenzusammenhalt.
Balin und Dryden schieden
aus; Schlagzeuger wurden
(nacheinander) John Barbata
und Joey Covington. Kaukonen
und Casady traten neben
ihren
Airplane-Verpflichtungen im
Konzertsaal und im
Plattenstudio mit
Gastmusikern wie "Papa" John
Creach (vi) unter dem
Combo-Namen Hot Tuna auf und
spielten fortan
hauptsächlich Blues. Kantner
und Slick brachten mit
zahlreichen Freunden wie
David Crosby, Graham Nash,
Jerry Garcia und anderen
Grateful Dead-Musikanten
unter dem Etikett Jefferson
Starship das im Text
futuristische Album Blows
Against The Empire sowie in
ähnlicher Besetzung die LPs
Sunfighter, Baron Von
Tollbooth & The Chrome Nun,
Dragon Fly heraus. 1974
bestieg Marty Balin wieder
das Starship; David Freiberg
(Ex- Quicksilver Messenger
Service) und Pete Sears
(vorher bei Rod Stewart)
wechselten an Baßgitarre und
Keyboards ab; Craig Chaquito
(g) kam hinzu. Ihre LP
Dragon Fly zeigte, daß - so
die Zeitschrift "Sounds"
(Hamburg) - "Jefferson
Airplanes Metamorphose ins
Jefferson Starship perfekt
gelungen" war. Mit der LP
Red Octopus und der
ausgekoppelten Single
Miracles schoß das
Sternenschiff 1975 rasend
schnell an die Spitze der
Charts. Sie markierten
zugleich den Absturz der
Rock-Rebellen aus dem
weltanschaulichen
Hippie-Himmel auf die
Trivialebene des
Musikmarktes. Fortan machte
die Starship-Besatzung
Kommerzmusik, wenn auch
perfekt. Die Folgealben
Spitfire (1976) und Earth
(1978) stiegen in
Platin-Höhen empor. Voll im
Aufwind, erlebte die Band am
17. Juni 1978 beim
Rockfestival auf der Loreley
am Rhein einen
Karriereknick. Schwer
alkoholkrank, war die
Sängerin unfähig
aufzutreten. Enttäuschte
Fans zerschlugen oder
stahlen Teile des Equipments,
das Festival endete
vorzeitig im Tumult. Am 24.
Juni spielte die Band beim
Knebworth-Festival in
Großbritannien ohne die
ausgeschiedene Grace Slick.
Sie hatte sich in
Entzugsbehandlung begeben
und kehrte erst im März 1981
mit ihrem zweiten Soloalbum
Welcome To The Wrecking Ball
auf die Musikszene und zum
Starship zurück. Sänger
Mickey Thomas aus der Elvin
Bishop Group hatte sie
inzwischen ersetzt. Von 1979
bis 1982 gehörte Aynsley
Dunbar (dr; John Mayall,
Frank Zappa) zur Band und
wurde von Don Baldwin (Ex-Elvin
Bishop) abgelöst. Marty
Balin, der die Band 1978 mit
Grace Slick verlassen hatte,
begab sich auf Solospur.
1979 trat er mit einer
sogenannten Rock-Oper namens
"Rock Justice" hervor, die
vier Abende im Old Waldorf
Club in San Francisco
aufgeführt wurde und dann in
der Versenkung verschwand.
Im Oktober 1980 erholte sich
Paul Kantner im Krankenhaus
von einer Gehirnblutung.
1983 wartete er, vollständig
genesen, mit der Solo-LP The
Planet Earth Rock And Roll
Orchestra auf, um das
Starship 1984 endgültig zu
verlassen. Für die drei
Starship-LPs der frühen
Achtziger - Modern Times
(1981), Winds Of Change
(1982) und Nuclear Furniture
(1984) - galt das Verdikt
von Christian Graf:
"Meilenweit entfernt von
revolutionären
Psychedelic-Gedanken und
unfähig, New Wave-Frische zu
beantworten, opferten
Jefferson Starship ihre
Sonderstellung als
Kult-Formation für
hochgradigen
Studio-Perfektionismus und
aalglatte Hit-Mäßigung."
Der Plattenfirma RCA war das
nicht genug, sie erwartete
höhere Umsätze. Gegenüber
der "Los Angeles Times"
erklärte Mickey Thomas am
16. März 1986: "RCA hat nie
offiziell gesagt, wir würden
alt, aber ich bin sicher,
daß sie das dachten und
unter sich darüber
sprachen."
Diese Tendenz wurde auch in
Presseberichten spürbar.
Grace Slick und Thomas
versuchten den Gegenbeweis.
Mit den Musikern Freiberg,
Sears, Chaquito und Baldwin
produzierten sie das
treffend betitelte Album
Knee Deep In The Hoopla
(sinngemäß: Knietief in
Problemen) und gingen - ohne
Freiberg - mit dem neuen
Material auf Tournee.
Thomas: "Wir hatten uns
lange genug mit diesen
heftigen Message-Sachen,
diesem Science-fiction-Zeug,
abgeplagt. Jetzt wollten wir
unsere Füße mal wieder auf
den Boden kriegen."
Zur Überraschung der
Plattenfirma und der
Kritiker wurde die LP vor
allem von ganz jungen Fans
gekauft und schnell mit
Platin prämiert. Die Single
We Built This City (On Rock
And Roll) stand für zwei
Wochen auf Platz eins. Auch
die ausgestiegenen
Starship-Mitglieder
formierten sich neu. Kantner,
Balin und Casady vereinigten
sich zur KBC Band und
spielten im Dezember 1985
zur Wiedereröffnung des
Fillmore West. Zum Quartett
geschrumpft, legte Starship
1987 das Album No Protection
vor. Die Hit-Single, alsbald
für den Film "Mannequin" als
Theme-Song benutzt, klang
wie Selbstbeschwörung:
Nothing's Gonna Stop Us Now.
Im Sommer 1989 zeigte sich
Starship auf der LP Love
Among The Cannibals ohne
Grace Slick in der Besetzung
Thomas, Chaquito, Baldwin
plus Brett Bloomfield (bg),
Mark Morgan (kb). Die Platte
erreichte Position 64 in den
US-Charts. Von der
trendsetzenden
Hippie-Kommune der sechziger
Jahre war nicht ein einziger
Musiker mehr dabei. Grace
Slick, Kantner, Balin,
Casady und Kaukonen flogen
statt dessen als Jefferson
Airplane wieder auf den
Markt. Das gleichnamige
Album stoppte in der "Billboard"-Hitliste
bereits auf Platz 85. Vom
alten Airplane-Spirit war
nichts mehr zu spüren; die
Gruppenmitglieder hatten den
größten Teil der Platte in
einsamen Studiostunden
solistisch aufgespielt. Die
Kritiker des Magazins
"Rolling Stone" nominierten
sie in ihrem Poll 1990 als
"Most Unwelcome Comeback".
Auftritte der Musiker unter
den beiden
Jefferson-Etiketten sowie
als Hot Tuna wirkten in den
Neunzigern nur mehr wie
vorletzte Zuckungen.
Höhepunkt einer
Starship-Tournee mit Kantner,
Balin, Casady, Tim Gorman,
Prairie Prince, Mark "Slick"
Aguilar und Darby Gould
1995: das Konzert am 12.
August im Nudistenpark bei
Union City, Michigan, vor
einem total nackten
Publikum. Für die späte
Aufnahme in die Rock und
Roll Hall of Fame im New
Yorker Hotel Waldorf Astoria
1996 erschienen die Musiker
- ohne Grace Slick - dann
wieder im Hippie-Dress. |
Historische Diskografie: |
LPs auf RCA:
Jefferson Airplane Takes
Off (1966)
Surrealistic Pillow
(1967)
After Bathing At Baxter's
(1968)
Crown Of Creation (1968)
Bless Its Pointed Little
Head (1969)
Volunteers (1969)
The Worst Of Jefferson
Airplane (1970)
Best Of (1980)
Live At The Fillmore East
(1998 Aufnahmen von 1968)
auf Grunt:
Bark (1971)
Long John Silver (1972)
Thirty Seconds Over
Winterland (1973)
Early Flight (1974)
Flight Log (1976)
2400 Fulton Street (1987
Anthologie, Doppel-LP/zwei
CDs mit 10 Bonus-Tracks)
Jefferson Airplane Loves
You (1992 Zusammenstellung,
drei CDs, enthalten
teilweise bis dahin
Unveröffentlichtes)
auf Epic:
Jefferson Airplane (1989)
als Jefferson Starship auf
RCA:
Blows Against The Empire
(1970)
No Protection (1987)
auf Grunt:
Baron Von Tollbooth & The
Chrome Nun (1973)
Dragon Fly Red Octopus
(1975)
Spitfire (1976)
Earth (1978)
Freedom At Point Zero
(1979)
Gold (1979)
Modern Times (1981)
Winds Of Change (1982)
Nuclear Furniture (1984)
Love Among The Cannibals
(1989)
als Starship auf Grunt:
Knee Deep In The Hoopla
(1985)
No Protection (1987)
auf RCA:
Greatest Hits (1991)
auf Intersound:
Deep Space/Virgin Sky
(1995)
Solo-LPs Grace Slick auf
Grunt:
Manhole (1973)
auf RCA:
Dreams (1980)
Welcome To The Wrecking
Ball (1981)
Software (1984)
mit Great Society auf
Columbia:
Conspicious Only In Its
Absence (1968)
How It Was (1968)
mit Paul Kantner auf Grunt:
Sunfighter (1971)
Solo-LPs Marty Balin auf
EMI:
Martin Balin (1981)
Lucky (1983)
auf GEW Records:
Better Generation (1992)
LP Marty Balin mit Bodacious
D.F. auf RCA:
Bodacious D.F. (1973)
LPs Jack Casady und Jorma
Kaukonen als Hot Tuna auf
RCA:
Live '70 (1970)
First Pull Up - Then Pull
Down (1971)
auf Grunt:
Burgers (1972)
The Phosphorescent Rat
(1973)
Yellow Fever (1975)
America's Choice (1975)
Hoppkorv (1976)
Double Dose (1977)
Final Vinyl (1979)
auf Relix:
Splashdown (1984)
Historic Hot Tuna
Solo-LPs Jorma Kaukonen
auf Grunt:
Quah! (1974)
auf RCA:
Jorma (1979)
Barbeque King (1980)
Solo-LP Paul Kantner auf
RCA:
The Planet Earth Rock And
Roll Orchestra (1983)
auf Monstersounds:
The Jefferson Airplane
And Beyond (1996)
Solo-LP Alexander Spence auf
Columbia:
Oar (1969)
LP Paul Kantner/Marty Balin/Jack
Casady als KBC Band auf
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